Stetten a.k.M
Das Konzentrationslager Heuberg (Truppenübungsplatz) | Der Gedenkstein für die Opfer des "Strafbataillons 999" auf dem "Russenfriedhof"

Das Konzentrationslager Heuberg
Der Truppenübungsplatz und das Lager Heuberg bei Stetten a.k.M. waren seit ihrer Errichtung im wilhelminischen Kaiserreich bis 1910 stets ein Spiegelbild der deutschen Geschichte. Am 20. März 1933 wurde mit der Eröffnung des Konzentrationslagers Heuberg für „Schutzhäftlinge“ aus Württemberg und Hohenzollern das gewiss düsterste Kapitel in der Geschichte des Truppenübungsplatzes aufgeschlagen.
Der „Heuberg“ ist eines von zahlreichen Konzentrationslagern in der Anfangsphase des Dritten Reiches, in denen die Nationalsozialisten ihre politischen und weltanschaulichen Gegner einsperrten und drangsalierten.
In dem dem „Württembergischen Landespolizeiamt, Abteilung Politische Polizei“ unterstellten KZ Heuberg wurden zwischen dem 20. März und November 1933 zeitweise mehr als 2000 vorwiegend württembergische Kommunisten und Sozialdemokraten fest gehalten und einer vielfach unmenschlichen Behandlung und Demütigungen unterworfen. Der prominenteste Häftling war der spätere SPD-Vorsitzende Dr. Kurt Schumacher. Nachdem Lager und Truppenübungsplatz Heuberg vollständig für militärische Zwecke benötigt wurden, erfolgte im November 1933 die Verlegung der Häftlinge in das „Württembergische Schutzhaftlager Oberer Kuhberg“ bei Ulm, das in dieser Form bis 1935 bestand. An das KZ Heuberg und seine Opfer erinnert eine von der SPD in Baden-Württemberg initiierte Gedenkstätte bei der Dreitrittenkapelle auf dem Truppenübungsplatz Heuberg.
Text: Th. Schumacher
Literatur:
Kienle, Markus: Das Konzentrationslager Heuberg bei Stetten am kalten Markt, K&O Wissenschaft; Bd. 1, Ulm 1998
K. Hörter/M. Hensel: Chronik des Truppenübungsplatzes und der Garnison Heuberg bei Stetten am kalten Markt, Gebr. Metz, Tübingen 1980
Der Gedenkstein für die Opfer des "Strafbataillons 999" auf dem "Russenfriedhof
Stetten a.k.M: Rande des Truppenübungsplatzes Heuberg
Auf dem sog. „Russenfriedhof“ am Rande des Truppenübungsplatzes Heuberg in Stetten am kalten Markt erinnert ein unscheinbarer Gedenkstein an die Opfer des „Strafbataillons 999“. Dabei handelte es sich um eine Einheit zwangsrekrutierter Soldaten, die ihre „Wehrwürdigkeit“ aufgrund von Zuchthaus- oder Gefängnisstrafen wegen politischer, weltanschaulicher oder krimineller Vergehen verloren hatten. Nach den verlustreichen Kämpfen an der Ostfront seit Winter 1941/42 beschloss das Oberkommando der Wehrmacht, diese Häftlinge als „bedingt wehrwürdig“ einzuberufen, um den nötigen Nachschub an Soldaten zu erhalten. Im Oktober 1942 wurden die ersten Rekruten, zum Teil direkt aus dem Strafvollzug, zur Ausbildung ins Lager Heuberg gebracht.
Die 999er waren eine sehr heterogene Einheit, ein Sammelbecken für alle, die mit der NS-Justiz in Konflikt geraten waren. Bisher wenig erforscht, sind die 999er häufig als antifaschistische Widerstandskämpfer innerhalb der Wehrmacht dargestellt worden. Die Ausbildung auf dem Heuberg erfolgte unter verschärften, vielfach unmenschlichen Bedingungen. Erschießungen waren an der Tagesordnung. Ende 1943 wurde das Ausbildungslager der 999er auf den Truppenübungsplatz Baumholder verlegt.
Im Herbst 1986 wurde zum Andenken an die Soldaten der 999er von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten Baden Württemberg auf dem Heuberg ein flacher, liegender Gedenkstein des Bildhauers Bernd Stöcker eingeweiht. Bei der Feierstunde waren zahlreiche Ehemalige und deren Angehörige anwesend.
Text: J. Henrich
Literatur: Hans-Peter Klausch: Die 999er. Von der Brigade „Z“ zur Afrika-Division 999: Die Bewährungsbataillone und ihr Anteil am antifaschistischen Widerstand, Frankfurt a. M. 1986.